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Peer-Learning und Kapazitätsaufbau für eine integrierte Umsetzung und Berichterstattung zu regionalen und nationalen SDG-Strategien

Julius Julius Rathgens

Dr. Julius Rathgens

01.09.2024 #, #

wpn2030-Side Event zum HLPF 24
wpn2030-Side Event zum HLPF 24

Von Julius Rathgens

Am 15. Juli 2024 veranstalteten Cepei, die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn2030) und das Sustainable Development Solutions Network (SDSN) Germany eine offizielle Nebenveranstaltung zum UN High-Level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) in New York. Ziel dieser Veranstaltung war es, den Austausch und das Lernen zwischen Mitgliedstaaten zu fördern und die Kapazitätsentwicklung für die integrierte Umsetzung und Berichterstattung von nationalen und regionalen Nachhaltigkeitsstrategien zu unterstützen. Den vollständigen Bericht zu dieser Veranstaltung finden Sie hier.

Kapazitätsaufbau als Schlüssel zur Erreichung der SDGs

In der Veranstaltung betonte Sarah Löpelt, Vertreterin von SDSN Germany und wpn2030, die zentrale Rolle des Kapazitätsaufbaus bei der erfolgreichen Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele
(SDGs). Angesichts der aktuellen globalen Herausforderungen – von politischer Instabilität über unmittelbare Krisen bis hin zu begrenzten finanziellen Ressourcen – sind strategische, integrierte und zukunftsorientierte Entscheidungen von größter Bedeutung. Diese Entscheidungen müssen dazu beitragen, die Umsetzung der SDGs zu beschleunigen und gleichzeitig die bestehenden systemischen
Hürden zu überwinden. Löpelt hob hervor, dass der Kapazitätsaufbau in den verschiedenen Phasen der Transformation, wie sie im Global Sustainable Development Report (GSDR) 2023 beschrieben werden, von entscheidender Bedeutung ist. Diese Phasen umfassen die Entstehung, Beschleunigung und Stabilisierung neuer, nachhaltiger Systeme. Es ist unerlässlich, in jeder dieser Phasen gezielt Kapazitäten aufzubauen, um die Nachhaltigkeitsziele effektiv zu erreichen.

Herausforderungen in Lateinamerika und der Karibik

Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion lag auf den besonderen Herausforderungen, denen sich Länder in Lateinamerika und der Karibik, insbesondere Kolumbien, bei der Umsetzung der SDGs
gegenübersehen. Philipp Schönrock, Direktor des Cepei Think Tanks, hob hervor, dass in diesen Regionen eine stärkere politische Entschlossenheit notwendig ist, um den nationalen Fortschritt in
einem globalen Kontext messbar zu machen. Ohne eine Verbesserung der Kapazitäten zur Datenproduktion, -verwaltung und -übermittlung wird eine beschleunigte Umsetzung der SDGs kaum
möglich sein. Schönrock wies auch auf die sinkende Vertrauensbasis zwischen Bürgern und staatlichen Institutionen hin. Viele Menschen fühlen sich in sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Belangen nicht ausreichend von ihren Regierungen vertreten. Ein Mangel an Koordination zwischen relevanten Institutionen und unzureichende Finanzierung werden als Hauptprobleme identifiziert. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es laut Schönrock entscheidend, die politische Führung und interinstitutionelle Zusammenarbeit zu stärken, die lokale Partizipation zu fördern und den privaten Sektor sowie die Zivilgesellschaft stärker einzubinden.

Deutschlands „Transformationsteams“ als Modell für integrierte Governance

Die Veranstaltung beleuchtete auch Erfolgsfaktoren und Hindernisse für die integrierte Governance nationaler Nachhaltigkeitsstrategien, insbesondere am Beispiel der deutschen
„Transformationsteams“. Diese Teams wurden 2022 eingerichtet, um die Empfehlungen des Global Sustainable Development Report 2019 in die Praxis umzusetzen. Die Transformationsteams arbeiten über Ministerien hinweg an zentralen „Einstiegspunkten“ zur Beschleunigung der SDG-Umsetzung in sechs Schlüsselbereichen. Julius Rathgens von wpn2030 erläuterte, wie die Transformationsteams durch begleitende Forschung untersucht werden, um herauszufinden, welche Faktoren zu einer erfolgreichen interministeriellen Zusammenarbeit beigetragen haben und welche Hindernisse überwunden werden mussten. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass kontinuierliches Lernen und Anpassung notwendig sind, um den Übergang von Wissen zu Aktion zu unterstützen und die Relevanz und Effektivität der Strategien zur Erreichung der SDGs sicherzustellen.

Einblicke in Brasiliens Nachhaltigkeitsstrategie

Luciana Servo, Präsidentin des Brasilianischen Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IPEA), präsentierte Einblicke in die Anstrengungen und Herausforderungen Brasiliens bei der Governance seiner nationalen Nachhaltigkeitsstrategie. Sie betonte die Bedeutung der aktiven Beteiligung der Zivilgesellschaft und hob hervor, dass die Wiederherstellung der Nationalen Kommission für die SDGs
im Jahr 2023 ein starkes Zeichen für den politischen Willen und das Engagement der brasilianischen Regierung darstellt. Ein zentrales Element der brasilianischen Strategie ist die umfassende Beteiligung von Interessengruppen an der Überwachung der SDGs. Bei der ersten freiwilligen nationalen Überprüfung (VNR) im Jahr 2017 wurden verschiedene Stakeholder-Gruppen aktiv eingebunden, was einen Meilenstein auf Brasiliens Weg zur Erreichung der SDGs darstellte. Die Präsentation zeigte jedoch auch, dass trotz positiver Fortschritte bei einigen Zielen fast die Hälfte der SDGs in Brasilien noch nicht ausreichend bewertet werden konnte.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Die Veranstaltung zeigte deutlich, dass der Kapazitätsaufbau und die interministerielle Zusammenarbeit wesentliche Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung der SDGs sind. Der Austausch von Best Practices und die Diskussion über die Übertragbarkeit erfolgreicher Ansätze auf andere nationale Kontexte spielten eine zentrale Rolle. Es wurde betont, dass kontinuierliches Lernen und Anpassung notwendig sind, um die Relevanz und Effektivität der Strategien sicherzustellen und den Übergang von Wissen zu konkreten Maßnahmen zu unterstützen. Der Dialog zwischen den Teilnehmer*innen aus verschiedenen Ländern und Institutionen verdeutlichte die Bedeutung einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren sowie die Notwendigkeit, Ressourcen für langfristige nachhaltige Entwicklungen zu sichern. Die Veranstaltung trug dazu bei, die gemeinsamen Bedürfnisse für den Kapazitätsaufbau zu identifizieren und erste Erkenntnisse über die Übertragbarkeit dieser Ansätze auf andere Kontexte zu gewinnen.

Den vollständigen Bericht zur Veranstaltung finden Sie hier.

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